„Wir müssen alle schauen, wie wir über die Runden kommen!“

Aktionstag gegen Frauenarmut am Hauptplatz in Villach am 10. Dezember 2014

09. 12. 2014

Frauen werden im österreichischen Sozialsystem strukturell diskriminiert!

Jede 7. Kärntnerin ist von Armut betroffen. Die Zahlen steigen kontinuierlich seit den letzten Jahren und es ist keine Verbesserung in Sicht. Das Kärntner Netzwerk gegen Armut und soziale A...

07. 01. 2015

Armutskonferenz: Neujahrswunsch: Mehr Demokratie wagen! Gleicher Zugang zum Recht für alle.

Verwaltungs- und Demokratiepaket für und mit Armutsbetroffenen: Sozialanwaltschaften, Rechtshilfefonds, Unterstützung von Selbsthilfe

Die Aktivistinnen des Aktionstages gegen Frauenarmut bekamen viel Unterstützung von Passantinnen und Passanten. Am Mittwoch, 10. Dezember informierte das Kärntner Netzwerk gegen Armut und soziale Ausgrenzung gemeinsam mit PIVA – Projekt Integration von Ausländerinnen und Ausländern, pro mente Kärnten und ÖIE/Bündnis für eine Welt über die Probleme und Benachteiligungen von Frauen.

Zahlreiche Menschen erklärten sich mit den Forderungen des Kärntner Armutsnetzwerkes solidarisch und ließen sich mit einem Schild „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ oder „Familienarbeit und Kinderbetreuung aufwerten“ fotografieren.

Viele lobten das Engagement der Beteiligten und freuten sich, dass endlich auch einmal das heikle Thema der Frauenarmut in der Öffentlichkeit behandelt wird.

„Beim AMS bekomme ich immer zu hören, ich brauche einen Kinderbetreuungsplatz sonst bin ich nicht vermittelbar. Im Kindergarten sagen sie mir, ohne Job bekomme ich keinen Platz! Ich werde von einer Stelle zur nächsten geschickt!“ erzählt uns eine junge Mutter am Informationsstand am Villacher Hauptplatz. Die Probleme, vor die arbeitssuchende Frauen mit Kindern gestellt werden, sind für die Frauen selbst oft nicht lösbar. Bei Vorstellungsgesprächen wird vielen Frauen gesagt, auf Kinder könne bei der Arbeitszeiteinteilung keine Rücksicht genommen werden. „Als Mutter hast du meistens gar keine Chance eine Arbeit zu bekommen, weil du ja ausfallen könntest, wenn das Kind krank ist.“ berichtet uns eine Mutter von ihren Erfahrungen am Arbeitsmarkt.

„Ich habe immer Teilzeit gearbeitet, obwohl ich lieber eine Vollzeitstelle gehabt hätte. In ein paar Jahren gehe ich in Pension und weiß nicht, wie ich dann mit meiner kleinen Pension über die Runden kommen soll!“ beschreibt eine Frau ihr Dilemma. Teilzeit-Arbeitnehmerinnen und –Arbeitnehmer werden im österreichischen Sozialversicherungssystem strukturell benachteiligt. Solche und ähnliche Geschichten erzählen Passantinnen und Passanten im Gespräch mit den Aktivistinnen des Kärntner Netzwerkes gegen Armut und soziale Ausgrenzung.

„In meinem Freundes- und Bekanntenkreis gibt es niemanden, der nicht sparen muss. Alle arbeiten und trotzdem müssen sie Abstriche machen.“ erzählt uns eine weitere Passantin.

Weitere Forderungen des Kärntner Netzwerkes gegen Armut und soziale Ausgrenzung sind: Gerechte Aufteilung der unbezahlten Familien- und Pflegearbeit zwischen Frauen und Männern, Verbesserungen bei der sozialen Absicherung von Frauen, Eigenständige Alterssicherung für Frauen, Leistbare Wohnungen, Erhöhung der Mindestsicherung über die Armutsschwelle sowie rasche Hilfe ohne bürokratischen Hürdenlauf.

Das Kärntner Netzwerk gegen Armut und soziale Ausgrenzung setzt sich mit seinen 40 Mitgliedsorganisationen dafür ein, dass es zu keinen Verschlechterungen im österreichischen Sozialsystem kommt. Mittels Aktionen und Informationen versuchen wir aufzuklären und Bewusstsein in der Bevölkerung zu schaffen gegen Verschlechterungen und Kürzungen einzutreten. Denn viele Probleme werden von unserem Sozialsystem verursacht und nicht verhindert, wie es eigentlich der Fall sein sollte. Als Frau mit Kindern hat man kaum die Chance 40 Jahre ununterbrochen in das Sozialsystem einzubezahlen, um nicht mit Abstrichen bei Arbeitslosengeld oder Pension rechnen zu müssen. Und ohne leistbare und adäquate Kinderbetreuung ist es vielen Frauen gar nicht möglich, einen existenzsichernden Job anzunehmen, mit dem sie sich und ihre Familie erhalten können.