Die erschreckenden Daten der EU-SILC 2011, Statistik Austria, sprechen für sich.
Erstmals mehr als 100.000 armutsgefährdete Personen in Kärnten.
Rund 100.000 Personen sind in Kärnten von Armut betroffen. Die im Dezember herausgegebenen neuen Daten der EU-SILC, „Statistic on income, social inclusion and living“ übersetzt „Statistik über Einkommen, soziale Eingliederung und Lebensbedingungen“, der Statistik Austria sind alarmierend. Die Zahlen der armutsgefährdeten Personen in Kärnten steigen erstmals über die 100.000 Personen-Grenze hinaus. Dies ist ein Anteil von 18,4% der Gesamtbevölkerung. „Das bedeutet, dass diese Menschen aufgrund ihrer finanziellen Situation nicht am öffentlichen Leben teilnehmen, sich Heizung, Ernährung, und Mobilität nur schwer bis gar nicht leisten können“ erklärt AK-Experte Mag. Heinz Pichler.
Frau Dr. Elisabeth Niederer, Obfrau des Vereins „Kärntner Netzwerk gegen Armut und soziale Ausgrenzung“, zeigt sich bestürzt und fordert eine Erhöhung des Nettoeinkommens auf ein Minimum von 1.350 Euro für alle Kollektivverträge. Denn die Zahlen beweisen.Arbeit schützt vor Armut nicht!
Rund 21.000 arbeitende Menschen in Kärnten gelten als „working-poor“- „Arbeitend arm“, so die offizielle Bezeichnung von Personen die trotz Arbeit in Armut leben müssen bzw. als armutsgefährdet gelten. „Die Ursachen dafür sind Teilzeitbeschäftigung, nicht ganzjährige oder nur gering entlohnte Tätigkeiten, sowie die Haushaltssituation, sprich ein Einkommen für mehrere Personen“, erläutert Herr Mag. Pichler. 28.000 Kärntner/Innen müssen mit einem Brutto-Erwerbseinkommen von nur 1.000-1.500 Euro monatlich ihr auskommen finden.
Von den 102.000 Kärntner und Kärntnerinnen die armutsgefährdet sind, ist der Hauptteil der Betroffenen weiblich. Auch 22.000 Kärntner Kinder, Jugendliche und jungen Erwachsenen bis 26 Jahre die von ihrer Familie finanziell abhängig sind, sind die Leidtragenden dieser gesellschaftlichen Situation.
Verglichen mit den Daten der letzten 8 Jahre erreicht die Zahl der armutsgefährdeten Personen in Kärnten einen neuen, noch nie dagewesenen Höchstwert. In den letzten 4 Jahren wurde sogar ein kontinuierlicher Anstieg von 15,1% auf drastische 18,4% armutsgefährdeter Personen verzeichnet.
In einem großem Zusammenhang mit der Armutsgefährdung, steht die Bildung. 73% der Armutsgefährdeten verfügen nur über einen Pflichtschulabschluss bzw. eine Lehre. Bildung sollte im Sinne von Chancengleichheit für jeden Menschen in Österreich unabhängig von Geschlecht, Alter, soziale Herkunft oder ethischen Hintergrund frei wählbar und zugänglich sein. Jedoch sind Bildungsdefizite nicht allein die Ursache für individuelle Armutsrisiken, weshalb Bildung keine Patentlösung zur Armutsbekämpfung und-vermeidung darstellen kann. Auch ein existenzsicherndes Einkommen, für jeden sollte im achtreichsten Land der Welt gesichert sein um den weiteren Anstieg der nun mehr als alarmierenden Zahlen entgegen zu wirken.
© Laurin Marcella (Koordinatorin)