Ich mache im Armutsnetzwerk ein Praktikum. Soziale Projekte haben mich immer sehr interessiert.
Mein Einblick in Armut in Kärnten
Zum Armutsnetzwerk kam ich über die Diakonie de La Tour und einem Projekt vom AMS. Da ich sehr lange Zeit zu Hause war und meinen krebskranken Lebensgefährten gepflegt habe, hatte ich die Möglichkeit mich einzulesen um zu verstehen wo die größten Probleme in der Armut liegen. Im Armutsnetzwerk habe ich einen Einblick bekommen, der mich sehr berührt. Davon möchte ich berichten.
Stadt-Land
In Kärnten ist ein großes Stadt-Land Gefälle. In den Städten gibt es ein viel größeres Angebot von sozialen Einrichtungen als am Land. Am Land ist die Scheu zur Gemeinde zu gehen und sich als arm zu outen oft groß. Da kennt jeder jeden und man möchte nicht, dass jemand weiß, dass man finanzielle Probleme hat.
In der Stadt ist es leichter. Man bleibt ziemlich anonym. Es gibt Organisationen, die dort und da vom Ausfüllen von Formularen behilflich sind und über anderen Möglichkeiten der Unterstützung Bescheid wissen. Egal ob es sich um den Heizkostenzuschuss, Wohnbeihilfe oder Gutscheine für Essen handelt. Die wissen das.
Bildung
Besonders berührt hat mich die Erkenntnis, dass es viele Kinder gibt, die kein Mittagessen haben, weil die Eltern arbeiten müssen, kein Geld haben oder andere Gründe vorliegen. Auch Bildung ist meistens ein ausschlaggebender Grund, um in die Armut zu rutschen. Gering ausgebildete Menschen haben nicht die gleichen Möglichkeiten wie die Personen mit einer höheren Ausbildung. Kinder von Hilfsarbeiter:innen bleiben meist in schlecht bezahlten Berufen, weil sie nicht die gleichen Voraussetzungen haben wie, zum Beispiel Akademiker:innen. Sie können auch keine kostenlosenpflichtigen Bildungsangebote annehmen, da oft das nötige Geld fehlt. Das ist ein Teufelskreis.
Mobilität
Ein großes Problem ist auch dass es am Land oft keine öffentlichen Verkehrsmittel und nur schlechte Verbindungen gibt. Manchmal ist auch ein Auto nicht leistbar, weil es auch das teuerste Verkehrsmittel ist. Daher ist es sehr schwer ein Amt oder eine Behörde zu erreichen.
Gesundheit
Armut hängt auch oft mit gesundheitlichen Problemen zusammen. Psychische Krankheiten sind häufig. Von Armut betroffene Personen gehen seltener zum Arzt, können sich Medikamente und Therapien nicht leisten. Auf einen Therapieplatz wartet man bis zu 9 Monate, das ist für ein Kind viel zu lange. Die österreichische Gesundheitskasse bietet viel zu wenig Angebot. Da hat die Politik zu wenig unternommen.
Günstiges Wohnen
Auch die Wohnsituation ist für Armutsbetroffene nicht so einfach. Es gibt viel zu wenig Sozialwohnungen (Am Privatmarkt gibt es keine günstigen Wohnungen, die für weniger verdienende Menschen leistbar sind). Die Menschen kommen oft in Bedrängnis, weil sie die hohen Mietkosten nicht mehr stemmen können. Dann kommen auch oft noch hohe Energiekosten oder Betriebskostennachzahlungen dazu. Dadurch kann es zu Delogierungen kommen, weil die Belastungen nicht mehr zu bewältigen sind.
Arbeitslosigkeit
Außerdem ist Arbeitslosigkeit zentral mit Armut verbunden. Es sind oft Menschen mit Einschränkungen, die kaum oder schwer einen geeigneten Arbeitsplatz finden. Das betrifft auch Menschen, die unverschuldet arbeitslos werden. Meistens bekommen sie dann nur schlecht bezahlte Jobs.
Auch die Teuerung und Inflation tragen ihren Teil dazu bei, dass für viele Menschen das Leben nicht mehr leistbar ist. Frauen sind sehr oft betroffen, weil sie nur Teilzeit arbeiten können. Sie tragen die Verantwortung über Kindererziehung, Pflege von Angehörigen und vieles mehr.
Wir im Kärntner Armutsnetzwerk organisieren die Gruppe Armutserfahrene Selbstvertretung. Wir würden uns freuen, wenn du vorbeikommst und uns deine Erfahrungen erzählst und um was daraus zu machen. Das nächste Treffen findet am 18.06.2024 um 15 Uhr statt.
Es gibt noch viel zu tun!
Bis bald,
Elke Schager