Das Kärntner Armutsnetzwerk fordert: “Wohnen muss für alle leistbar sein!”

Wohnkosten stiegen seit 2009 um 13% - Österreichs Haushalte wenden mehr als ein Viertel ihres Haushaltseinkommens für Mieten auf

27. 10. 2014

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18. 11. 2014

Energieabschaltungen aussetzen fordert das Kärntner Armutsnetzwerk

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Die aktuelle Studie der Statistik Austria zeigt drastisch, wie die steigenden Wohnkosten für das wichtigste Grundbedürfnis für immer mehr Menschen zur finanziellen Belastung wird. Das Kärntner Netzwerk gegen Armut und soziale Ausgrenzung fordert mehr sozialen Wohnbau, der seinen Namen auch wirklich verdient sowie Gemeindewohnungen und unterstützt die Forderung der Arbeiterkammer nach Mietpreisbremsen und einem Ende der willkürlichen Befristung von Mietwohnungen!

Gerade im privaten Mietbereich stiegen die Mietpreise in den letzten 5 Jahren von 6,6 Euro auf 7,8 Euro pro Quadratmeter. Für Haushalte, die generell über wenig Einkommen verfügen, bedeutet das nicht zu bewältigende Mehrkosten, die z. B. bei Lebensmitteln, Kleidung, Hygieneartikel oder Freizeitausgaben eingespart werden müssen.

„Wenn Wohnen unleistbar wird für einen nicht zu geringen Teil der Bevölkerung, dann läuft einiges schief!“ kritisiert Mag.a Sieglinde Trannacher, Sprecherin des Kärntner Netzwerkes gegen Armut und soziale Ausgrenzung. „Betroffen von den Kostensteigerungen bei den Mieten sind wieder jene Menschen, denen die Existenzsicherung zunehmend schwer fällt, nämlich: junge Familien, alleinlebende Personen und AlleinerzieherInnen.“ erläutert Trannacher die Situation weiter. Alleinlebende Frauen und AlleinerzieherInnen geben sogar mehr als ein Drittel ihres verfügbaren Haushaltseinkommens für Wohnkosten auf.

Gerade im privaten Bereich (17,2%) gab es lt. Statistik Austria gegenüber Genossenschafts- (10%) oder Gemeindewohnungen (8,3%) einen überdurchschnittlichen Anstieg der Mietpreise inklusive Betriebskosten seit 2009.

„Die Themen Wohnen und Energie sind zwei Schlüsselthemen, wenn es um Armut geht. Der steigende Druck betrifft mittlerweile nicht mehr nur die Ränder der Gesellschaft, sondern dringt in die gesellschaftliche Mitte vor.“, beschreibt Mag.a Cornelia Leitner die Lage. „56 Prozent der Einkünfte müssen für Fixkosten wie Wohnen, Strom, Heizen und Schuldentilgung aufgewendet werden. Das bedeutet, dass nicht mehr viel übrig bleibt für Essen, Hygieneartikel, Mobilität, Kleidung, Freizeit oder Schulaktivitäten. Die hohen Wohnpreise haben bei armutsbetroffenen Familien oft dramatische Konsequenzen.“

Gemeinnütziger Wohnbau ist nicht gemeinnützig

Der Großteil der Kärntner Neubauten wird von privaten Bauträgern und Genossenschaften getragen. Leistbar sind diese Wohnungen aber für die wenigsten. Beim gemeinnützigen Wohnbau scheitert es am hohen Bedarf an Eigenmittel, die für junge Menschen, Familien, AlleinerzieherInnen oder MindestsicherungsbeziehrInnen und –pensionistInnen nicht aufzutreiben sind, sowie an den Wohnungsgrößen. Drei-Zimmer-Wohnungen stellen den Großteil der neugebauten Wohnungen dar. Diese Wohnungsgröße muss man sich aber auch leisten können. Es wird am Bedarf vorbeiproduziert, denn nachgefragt werden günstigere Kleinwohnungen. „Woher sollen Baukostenzuschüsse von mehreren tausend Euro kommen, wenn das Verdiente gerade zum Leben reicht? Der Kärntner Bevölkerung wird der Zugang zu Wohnungen von gemeinnützigen Bauträgern verwehrt, statt erleichtert.“ beschreibt Mag.a Sieglinde Trannacher die Lage.

Je kürzer die Mietdauer, desto höher die Wohnkosten

Gerade Mieterinnen und Mieter mit Neuverträgen, die noch nicht länger als fünf Jahre laufen, bezahlen pro Quadratmeter um bis zu 3 Euro mehr, als Haushalte, die über langfristige Mietverträge über 30 Jahre verfügen. Auch die Befristung von Mietverträge spielt eine Rolle bei der Preisgestaltung: Gegenüber unbefristeten liegt der Quadratmeterpreis bei befristeten Mietverträgen um 2,50 Euro höher. Mag. Heinz Pichler, Vorstandsmitglied des Kärntner Netzwerkes gegen Armut und soziale Ausgrenzung fordert: „Es braucht Obergrenzen bei den Mietpreisen! Und die willkürliche Befristung von Mietverträgen muss beendet werden!“

Der hohe Anteil der Wohnkosten am verfügbaren Haushaltseinkommen kann dazu führen, dass bei unvorhergesehenen Ausgaben oder Schicksalsschlägen die Betroffenen in finanzielle Schieflage geraten. Bei länger andauernder Arbeitslosigkeit oder Krankheit ist der Weg in die Schuldenspirale und im schlimmsten Fall in die Wohnungslosigkeit vorprogrammiert.